Stellungnahme des Stadtjugendring Chemnitz zur Forderung nach Schonbereich Jugend & Kultur für Haushaltssperre 2026

Stellungnahme des Stadtjugendring Chemnitz zur Forderung nach Schonbereich Jugend & Kultur für Haushaltssperre 2026

Ein kommunaler Schonbereich für die Jugend als Investition in die Zukunft der Stadt Chemnitz

Jugendhilfe ist weit mehr als ein Kostenfaktor: Jugendclubs, Schulsozialarbeit, Familien- und Beratungsangeboten, Streetwork oder arbeitsweltbezogene Jugendarbeit schaffen Räume für Teilhabe und stärken den sozialen Zusammenhalt. Angesichts der geplanten Haushaltssperre 2026 ist dieser Bereich mit besonderer Sorgfalt und Differenzierung zu betrachten.


Die angekündigte Haushaltssperre von 5 bis 10 Prozent gefährdet die Strukturen der Jugend(sozial)arbeit in Chemnitz erheblich. Bereits ohne Haushaltssperre gibt es ein Defizit von 1,8 Millionen Euro im Bereich Jugendhilfe. Fast ein Viertel der Projekte (26 Leistungsangebote) soll 2026 nicht weiter gefördert werden.


Die verbleibenden Träger werden dadurch doppelt belastet: Zum einen müssen sie zusätzliche Bedarfe auffangen, die durch den Wegfall anderer Angebote entstehen. Zum anderen zwingt die Umsetzung der Haushaltssperre – meist über Personalkosten – zu einer Reduzierung von Angebots- und Kontaktzeiten. Dies schränkt die Arbeit mit jungen Menschen unmittelbar ein.


Der Bedarf an Jugendhilfeangeboten ist bereits ohne Haushaltssperre nicht gedeckt. Eine zusätzliche Haushaltssperre würde diese Versorgungslücke weiter vergrößern und die Qualität der bestehenden Angebote beeinträchtigen. Die Umfrage „Kürzen kostet“ des Netzwerks für Kultur- und Jugendarbeit e.V. verdeutlicht, dass finanzielle Einschnitte Trägerstrukturen schwächen, Unterstützungsangebote reduzieren und die Belastung von Fachkräften, Ehrenamtlichen und jungen Menschen deutlich erhöhen.


Für einige Träger wäre eine erneute Haushaltssperre existenzbedrohend. Neben 26 Projekten, die nicht weiter gefördert werden können, wären weitere Schließungen aufgrund einer erneuten Haushaltssperre zu erwarten. Besonders betroffen wären Träger, die mehrere Förderbereiche abdecken und durch den Wegfall einzelner Projekte ihre gesamte Struktur gefährdet sehen. In der Folge drohen zusätzliche Angebotsverluste, die das Unterstützungsnetz in der Stadtgesellschaft weiter schwächen.


Hinzu kommt, dass die geburtenstarken Jahrgänge 2015-2017 nun das Alter erreichen, in dem Angebote der Jugendhilfe verstärkt in Anspruch genommen werden. Eine Reduzierung von Strukturen zum jetzigen Zeitpunkt würde das System Jugendhilfe zusätzlich belasten.


Investitionen in präventive Jugendhilfe wirken langfristig kostendämpfend, da sie soziale Folgekosten reduzieren und gesellschaftliche Teilhabe stärken. Eine Haushaltssperre in diesem Bereich stellt daher keine reale Einsparung dar, sondern verschiebt die Kosten lediglich in die Zukunft. Die langfristigen gewachsenen Strukturen der Jugendhilfe lassen sich nicht einfach wiederaufbauen. Daher sprechen wir uns für die Einrichtung eines kommunalen Schonbereichs Jugend und Kultur aus, um diese Strukturen auch in Zeiten finanzieller Einschränkungen zu sichern.


Kontakt für Rückfragen

Tina Kreller, Projektleitung Stadtjugendring im Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit e.V.
+49 1522 6652206 |
 

Stadtjugendring Chemnitz im Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit e.V.

Der Stadtjugendring Chemnitz ist eine wichtige Säule im Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit e. V. – einem freiwilligen Zusammenschluss von vorwiegend gemeinnützigen Vereinen, Verbänden und Initiativen in Chemnitz. Wir handeln auf der Grundlage von demokratischen Entscheidungen sowie offenen und transparenten Arbeitsstrukturen. Der Verein lebt vom aktiven Mitwirken seiner mehr als 70 Mitglieder. Das Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit e. V. verfolgt den Zweck der Förderung und Unterstützung von Kunst und Kultur, insbesondere Soziokultur, demokratischer Bildung sowie von Jugendarbeit und Jugendhilfe. Der Verein ist parteipolitisch unabhängiger Interessenvertreter seiner Mitgliedsvereine. Die Vernetzung und Bündelung von Ressourcen sind Ansprüche, die in der täglichen Arbeit realisiert werden.

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