Chemnitz, 25.11.2024 – Eine Stellungnahme der Allianz für Substanz 2025, ein Bündnis von Chemnitzer Verbänden der Jugend- und Kulturarbeit
Bereits vor zwei Wochen hatte der Dachverband Netzwerk für Kultur und Jugendarbeit e. V. große Sorgen geäußert, dass das Budget für die Strukturförderung in der Freien Kultur von Einschnitten bedroht sein könnte. Dabei stand die verzögerte Regierungsbildung auf Sächsischer Ebene und damit zusammenhängende Schwierigkeiten bei der Ausreichung der Kulturraummittel im Fokus. Mit der Veröffentlichung des Haushaltsentwurfes der Stadt Chemnitz sind die Sorgen noch größer und konkreter geworden. Unabhängig der Landesebene hat die Stadtverwaltung Chemnitz scheinbar erhebliche Einschnitte in der Freien Kultur in Planung. Die Haushaltszahlen deuten eine erhebliche Budgetabsenkung bereits ab 2025 an. Wenn der Haushalt in dieser Form verabschiedet wird, fehlen in der Strukturförderung bei den Freien Kulturträgern ungefähr 800.000 € bzw. ca. 20% der Mittel im Vergleich zu den beiden Vorjahren. Dies könnte dazu führen, das die Struktur der Chemnitzer Kulturlandschaft nachhaltig geschädigt und zerstört würde. Viele Träger wären in ihrer kompletten Existenz bedroht und auch manches Vorhaben für das Kulturhauptstadtprogramm müsste ersatzlos gestrichen werden.
Die kommunalen Fördermittel machen je nach Träger oft nur ein Bruchteil der Finanzierung aus, sind aber essentiell für die Bereitstellung der Strukturen, auf denen alles weitere aufbaut. Ohne diese Basis wird die komplette Arbeit der Vereine in Frage gestellt.
Der zuletzt vorgenommene Mittelaufwuchs seit 2023 war notwendig geworden, um den immens gestiegenen Kosten und Preisen Rechnung zu tragen und die Strukturen und Orte für die Chemnitzerinnen und Besucher aus dem Umland zu erhalten. Umso mehr Unverständnis löst nun das Vorgehen der Verwaltung aus. Weder bei den Energiepreisen oder anderen Kosten ist irgendeine Art der Entspannung eingetreten – im Gegenteil. Erschwerend wirkt der Umstand, dass viele Vereine in der Corona-Zeit ihre minimalen Rücklagen aufgebraucht haben. Erinnernd: Sie wurden als Erste geschlossen und als Letzte geöffnet. Kraft und Einsparpotentiale sind für den Moment ausgeschöpft.
Wir appellieren daher an alle Entscheiderinnen und Verantwortlichen: Auch während und nach der Kulturhauptstadt die kulturelle Basis in Chemnitz zu sichern.
Die Freie Kultur und ihre Institutionen sind prägend für das (Kultur-)Leben in unserer Stadt. Sie bilden ein Fundament, auf dem viele Projekte des Zusammenfindens errichtet sind. Sie sind Bühne und Fokuspunkt für die Künstlerinnen und Kulturschaffende. Sie sind Publikumsmagnet und erreichen mit ihren Angeboten weit über 1.000.000 Besucherinnen und Teilnehmer jährlich. Sie bieten Ankerpunkte für ein Wiederentdecken von Gemeinsamkeiten in Zeiten des Streits. Sie sind wichtige Partnerinnen und Talentschmieden für die Kultur- und Kreativwirtschaft, einem der umsatzstärksten Wirtschaftszweige in unserem Land. Sie sind Partnerinnen für kommunale Einrichtungen, um deren wertvollen Angebote in die Breite zu tragen und zu ergänzen. Sie sind Partnerinnen für die Kulturelle Bildung, um Kindern und Jugendlichen unabhängig der elterlichen Einkommen Zugang zu wichtigen Schlüsselkompetenzen und Chancen zu ermöglichen. Die Aktiven der Freien Kultur schaffen Orte für kreative Auseinandersetzung, für Utopien, für Erholung, für Lachen, für das gemeinsame Erleben von Geschichten und Glück.
Die drastischen Einschnitte und Budgetabsenkungen könnten zu einer nachhaltigen Zerstörung der kulturellen und gesellschaftlichen Substanz in Chemnitz führen.
Wir sind uns bewusst, dass die derzeitige Finanzlage sehr angespannt ist und enge Rahmenbedingungen setzt. Wir hätten gern frühzeitig an einer konstruktiven Lösungsfindung mitgewirkt. Stattdessen wurden wir bisher über die drohende Budgetabsenkung der Strukturförderung nicht informiert. Nach einer Dekade der vertrauensvollen Zusammenarbeit und Bearbeitung anstehender Herausforderungen lässt die Verwaltung jede Augenhöhe vermissen.
Wir hoffen ausdrücklich, dass beginnend mit dem von uns initiierte Austauschtermin mit Bürgermeisterin Ruscheinsky in dieser Woche Gespräche zu einer Lösungsfindung gestartet werden, welche dem Stellenwert der Arbeit der Vereine gerecht wird.
Wir appellieren an die Verwaltungsspitzen: Lassen Sie uns jetzt und in Zukunft zu einem kulturreichen, fröhlichen und streitbaren Miteinander zurückzukehren.
ALLIANZ FÜR SUBSTANZ 2025
Netzwerk für Kultur und Jugendarbeit e. V.
Musikbund Chemnitz e.V.
Hand in Hand e.V.
Verband der Freien darstellenden Künste in Chemnitz e.V.
Kulturbündnis
Chemnitzer Künstlerbund e.V.
Kontakte für Rückfragen
Tobias Möller, Leitung Bereich Kultur, Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit e.V.
+49 172 9738230 | E-Mail:
Mehr Informationen unter: www.substanz2025.nkjc.de
Stellungnahme als PDF