Chemnitz, 17.11.2025 – Nach Informationen des Stadtjugendrings Chemnitz aus den laufenden Trägergesprächen sollen 2026 insgesamt sieben Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen, sechs Angebote der außerschulischen Jugendbildung keine Förderung erhalten. Drei weitere Jugendclubs und einige Standorte der Schulsozialarbeit sollen personell reduziert werden.
Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse der Jugendkonferenz Ostvision im Oktober 2025 klar, welche Bedarfe junge Menschen formulieren: Erhalt und Ausbau von Jugendorten, mehr Fachkräfte, verlässliche Öffnungszeiten, bessere Ausstattung und stabile Angebote politischer und kultureller Bildung. Die derzeitigen Planungsabsichten für den Maßnahmenplan 2026 stehen damit in direktem Widerspruch zu den von jungen Menschen selbst geäußerten Bedürfnissen.
Die betroffenen Einrichtungen verfügen teils über jahrzehntelang gewachsene Strukturen, sind fest im Sozialraum etabliert und haben oftmals Wirkung über die Stadtgrenzen hinaus. Solche gewachsenen Strukturen lassen sich nicht kurzfristig ersetzen oder neu aufbauen. Besonders deutlich wird die Unverhältnismäßigkeit in Fällen, in denen das Fachamt im Trägergespräch selbst bestätigt hat, dass die Fachlichkeit in den Einrichtungen gegeben ist – wie etwa beim Jugendtreff Mikado – und dennoch ein Interessenbekundungsverfahren eingeleitet werden soll. Auch beim Jugendclub Pavillon des AGIUA e.V. wurde die qualitative Arbeit als gut und das Angebot als bedarfsgerecht und stark nachgefragt eingeschätzt, dennoch soll ein formaler Fehler zum Ausschluss führen.
Parallel wachsen die Bedarfe: Die geburtenstarken Jahrgänge 2015–2017 kommen nun in das Alter, in dem Jugendhilfeangebote genutzt werden. Strukturen in einer Phase steigender Bedarfe abzubauen, ist nicht nachvollziehbar. Präventive Angebote reduzieren langfristig soziale Folgekosten – Einsparungen in der Jugendhilfe führen daher nicht zu realen Einsparungen, sondern verschieben Kosten in die Zukunft und belasten die Haushalte von übermorgen.
„Wir sehen, dass das Jugendamt unter schwierigen Rahmenbedingungen steuern muss. Die Anwendung formaler Kriterien, um Spielräume für Interessenbekundungsverfahren zu sichern, ist aus Verwaltungsperspektive nachvollziehbar – aus Sicht der Träger jedoch nicht verhältnismäßig, zumal zum Zeitpunkt der Antragstellung die Qualitätskriterien nicht einmal öffentlich zugänglich waren oder formal in Kraft gesetzt wurden. Das eigentliche Problem ist das strukturelle Defizit von 1,6 Millionen Euro. Der Jugendhilfeausschuss sollte den Stadtrat auffordern, diese für die Jugendhilfe bereitzustellen, und damit den jugendhilfeplanerisch festgestellten Bedarf tatsächlich zu decken.“ sagt Tina Kreller, Projektleitung Stadtjugendring Chemnitz im Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit e.V.
Mit der Haushaltssperre von 5 Prozent drohen weitere Angebote in ihrer Existenz bedroht zu sein oder müssten ihr Angebot massiv reduzieren und das obwohl sie zusätzliche Bedarfe durch nicht geförderte Projekte auffangen müssen.
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Der Stadtjugendring Chemnitz ist eine wichtige Säule im Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit e. V. – einem freiwilligen Zusammenschluss von vorwiegend gemeinnützigen Vereinen, Verbänden und Initiativen in Chemnitz. Wir handeln auf der Grundlage von demokratischen Entscheidungen sowie offenen und transparenten Arbeitsstrukturen. Der Verein lebt vom aktiven Mitwirken seiner mehr als 70 Mitglieder. Das Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit e. V. verfolgt den Zweck der Förderung und Unterstützung von Kunst und Kultur, insbesondere Soziokultur, demokratischer Bildung sowie von Jugendarbeit und Jugendhilfe. Der Verein ist parteipolitisch unabhängiger Interessenvertreter seiner Mitgliedsvereine. Die Vernetzung und Bündelung von Ressourcen sind Ansprüche, die in der täglichen Arbeit realisiert werden.



